NRW in Braunfels makellos

Frauenschach Mitteilungen Schachsport

(Ein Bericht von Andreas Jagodzinsky)

Am zweiten Turniertag verteidigte NRW seinen Platz an der Sonne.

Morgens ging es gegen die Gastgeberinnen aus Hessen. Wenngleich einzelne Partien durchaus umkämpft waren und ein Sieg für Hessen zumindest in einer Einzelpartie im Bereich des Möglichen war, wurde es am Ende doch ein souveränes 7-1 für unsere Frauen.

Am Nachmittag ging es dann gegen die Auswahl aus Württemberg, die nominell den zweiten Platz der Setzliste einnimmt.

Erstmals spielte in dieser Runde die mehrfache US-Meisterin Anna Zatonskih für die NRW-Auswahl. Vor einigen Wochen war sie als Gastspielerin mal wieder Deutsche Mannschaftsmeisterin mit Baden-Baden geworden. Für den Wettbewerb mit dem sperrigen Namen in Braunfels zählt jedoch das Erstspielrecht. Und das hat sie für einen Verein in ihrer Heimatstadt Bochum.

Der Kampf verlief überaus spannend. An nahezu keinem Brett ging die Partie fehlerfrei über die Bühne bzw. ohne dass der Vorteil wechselte.

WIM Olena Hess schloss nach wenigen Zügen Frieden, was ihr in Anbetracht der langen (gewonnenen) Partie am Vormittag nachgesehen werden kann.

WFM Hannah Kuckling war mit zwei Remispartien bislang als einzige Spielerin sieglos. Sie hatte in vergangenen Jahren bereits erfolgreich das Spitzenbrett behauptet und nimmt in diesem Jahr an den Brettern fünf und sechs Platz. Ihr gelang eine Partie aus einem Guss und die Führung für NRW.

Doch dann wurde es wild.

Alessia Ciolacu ist mit 17 Jahren bereits zweifache rumänische Frauenmeisterin. Das wird man nur mit Ehrgeiz und dem unbedingten Willen, Partien zu gewinnen. Doch in einem Mannschaftswettbewerb kann das nach hinten losgehen. Sie verlor leider.

Carmen Voicu-Jagodzinsky hat da den pragmatischeren Ansatz. Sie stand zwar nach äußerst provokativer Eröffnung ihrer Gegnerin früh besser. Aber als der Vorteil verspielt war, vermied sie jedes Risiko und machte Remis.

Der Ausgang des Kampfes war nun überhaupt nicht mehr zu prognostizieren. Lisa-Marie Möller stand erst gut, aber dann schlecht. Anna Zatonskih, die etwas angeschlagen angereist war, stand gegen die einzige Großmeisterin, die nicht in der NRW-Auswahl steht, äußerst bedenklich. Und auch Inna Agrest mühte sich, Kompensation für den geopferten Bauern nachzuweisen. Als dann parallel zu Carmen auch Luminita Cosma ihren Vorteil vergab, wurde es kritisch.

Doch fast zeitgleich wendete sich bei Inna und Lisa-Marie das Blatt. Als klar war, dass beide gewinnen würden, remisierte Luminita Cosma. Und als Inna und Lisa-Marie die vollen Punkte holten, hatte auch Anna mit ihren Verteidigungsbemühungen Erfolg und spielte Remis.

Was den Spannungsgehalt betrifft, müssen sich die Frauen nicht vor dem Kandidatenturnier, das heute in Madrid begonnen hat, verstecken.

Ein Blick auf die Partien lohnt sich.

Morgen geht es um 09.30 Uhr mit der vorletzten Runde weiter. Bayern hat zwar zwei Punkte Rückstand auf unsere Mannschaft, aber die guten Wünsche von DSB-Vizepräsident Ralph Alt im Rücken.

Live kann man die Partien hier sehen: https://chess24.com/de/watch/live-tournaments/german-womens-state-team-championship-2022/4/1/3

Alle Statistiken findet man hier: http://chess-results.com/tnr633818.aspx?lan=0&art=8